Claire Keegan
übersetzt von Hans-Christian Oeser aus dem steidl Verlag
„Wozu das alles? Fragte sich Furlong (…) eine neue Version des Immergleichen zu erleben. Konnte es wirklich sein, dass sie sich niemals zu etwas anderem oder Neuen entwickelten?“ S. 36
Der Kern von „Kleine Dinge wie diese“ bildet ein über Jahrzehnte hinweg verschwiegener Skandal, der ausgehend von der katholischen Kirche, ganz real unzählige Menschenleben forderte. Claire Keegan schafft es auf wenigen Seiten einen eleganten Weg zu schaffen, um sowohl die Verdrängungsmechanismen der Menschen, als auch deren Erkenntnis sichtbar zu machen.
Beides wird offenbar in der Beschreibung der Hauptfigur Bill Furlong, dessen innerer Konflikt stellvertretend für die mutmaßliche Zerrissenheit vieler Menschen steht.
Dabei bewundere ich vor allem das Talent komplexe Sachverhalte so zu reduzieren, dass ohne den Verlust der Bildhaftigkeit eine Verknappung stattfindet, die das Erzählen einer Geschichte mit Tiefgang auf nur 108 Seiten möglich macht.
„Kleine Dinge wie diese“ ist ein Buch über Mitgefühl und Zivilcourage, das indirekt dazu auffordert Missstände nicht zu ignorieren, sondern aktiv dem eigenen Gewissen zu folgen, selbst zu denken und die eigene Reinheit des Gewissens über die Angst vor möglichen Konsequenzen zu stellen.
5 von 5 Sternen
